Bist du im Takt mit deinen natürlichen Lebensrhythmen?

Die Erde dreht sich um ihre eigene Achse. Diese Dynamik erzeugt natürliche Rhythmen und Zyklen, der alle Lebewesen dieses Planeten unterworfen sind.

Die Sonne geht auf und wieder unter, die Jahreszeiten kommen und gehen. Und auch innerhalb unserer Körper finden stets Veränderungen statt.

Alle Lebensvorgänge laufen in Form von Rhythmen unterschiedlicher Periodendauer ab, die als kontinuierliche Anpassungen der inneren Zustände an die äußeren Umstände zu verstehen sind.1

Rhythmus ist etwas, das in tiefster molekularer Ebene in uns und unseren Körpern steckt. Ein Erbe, das bis zu den Anfängen des Lebens und des Planeten Erde zurückreicht.

Vor dem Eintritt in die postindustrielle Moderne war es das Licht, welches unser Haupttaktgeber war.

Licht und Dunkelheit haben einen massiven Einfluss auf unsere gesamte Physiologie. Die beiden Gegenspieler regulieren unsere gesamte Biochemie, unseren Stoffwechsel und unsere endokrinen Funktionen. Als circadiane Wesen sind wir, ob wir wollen oder nicht, diesem Tag-Nacht-Rhythmus unterworfen.

Unser Dasein und unsere Umwelt sind von Rhythmus geprägt. Ja, wir sind durch und durch rhythmische Wesen! 2

Tiere (in freier Wildbahn) haben ihr natürliches Erbe nicht vergessen. Bei ihnen kann man immer noch gut beobachten, wie sie sich dem natürlichen Rhythmus der Jahreszeiten, des Lichts und ihrer Umgebung anpassen: Phasen der Aktivität wechseln sie mit denen der Ruhe ab.

Ihr ganzes Leben ist diesem Muster unterworfen. Nichts tun sie ausschließlich. Perfekt tanzen sie im Takt, den das Leben ihnen vorgibt.

Unsere steinzeitlichen Vorfahren kannten dieses rhythmische Leben auch noch. Entweder sie jagten und sammelten oder sie ruhten sich aus. Während des Tages verrichteten sie ihre Aufgaben und sobald es Dunkel wurde, schalteten sie in den Erholungsmodus um.

Erst die Moderne hat es geschafft, diese natürlich auftretenden Schwankungen zu eliminieren: künstliches Licht, ungeregelte Arbeitszeiten, Schichtdienste, Arbeitsbelastungen, die einem kaum Zeit zum Durchschnaufen geben.

Ein paar untrügliche Hinweise wie bspw. die Tatsache, dass es im Winter deutlich früher dunkel wird, erinnern uns daran, dass es die Jahreszeiten noch gibt.

Denn abgesehen davon leben wir in einer Welt, die die Jahreszeiten nahezu abgeschafft hat.

Aktivität und Ruhe wechseln sich nicht mehr ab. Unser Alltag scheint daraus zu bestehen, durchgängig nach etwas zu streben und aktiv zu sein. „Wer rastet, der rostet“, lautet das Mantra der Moderne.

Ein Leben, das eigentlich in Zyklen verlaufen sollte, verflacht immer mehr. Unser Alltag scheint kaum noch Höhen und Tiefen zuzulassen, er wird zunehmend monoton.

Denn auch, wenn wir glauben, durch unser Geschäftigsein mehr erreichen zu können, ist doch meist das Gegenteil der Fall. Wer es verpasst, sich selbst Ruhezeiten zu gönnen, in denen er Energie tanken kann, dessen Leistungsfähigkeit wird ebenfalls abnehmen.

Kurzfristig mag der Schein trügen. Anfangs kann es vielversprechend wirken, wenn wir mehr tun und weniger ruhen. Derjenige, der bis spät in die Nacht und am Wochenende arbeitet, mag zunächst einen Vorteil gegenüber seinen Mitstreitern einfahren. Der Erfolg scheint ihm Recht zu geben und so merkt er nicht, wie mit der Zeit all seine psychischen und physischen Reserven aufgezehrt werden. Auf lange Sicht tauscht er seine Gesundheit gegen diesen kurzfristigen „Überlebensvorteil“ ein. Seine Handlungen werden mit der Zeit ineffektiver und ineffizienter werden, seine Fehlerquote wird steigen, seine Gesundheit und Laune abnehmen.

Die Prognose eines solchen Lebens ist demnach nicht die Beste:

Niemand kann ununterbrochen im höchsten Gang treten und auch der stärkste Akku muss von Zeit zu Zeit aufgeladen werden.

Das ist die Paradoxie des Lebens: Es gibt immer was zu tun. Und es gibt gleichzeitig nichts zu tun. (Joseph Bartz)

Das ist der natürliche Rhythmus, dem wir alle unterworfen sind. Es ist unsere Aufgabe, den Zugang dazu wieder zu finden.

Ruhe und Muse sind absolute Notwendigkeiten, wollen wir als Mensch gesund und funktionsfähig bleiben. 

Weltklasse-Athleten können uns hier als Inspirationsquelle dienen: sie leben genau diesen Kontrast in ihrem Trainingsalltag. Sie trainieren hart und regenerieren danach ausgiebig („train hard and rest deep“). Nur auf diese Art und Weise kann die körpereigene Adaptionsfähigkeit stimuliert werden, was sie schließlich zu erfolgreicheren Sportlern macht.

Sportler wissen, dass pausenlose Geschäftigkeit und Dauer-Aktivität nicht der Schlüssel zum Erfolg sind. Das Gegenteil ist der Fall. Nicht derjenige, der härter und mehr trainiert, sondern derjenige, der „smarter“ trainiert, wird am Ende weit oben auf dem Siegertreppchen stehen.

Den Alltag eines „Durchschnittsmenschen“ kann man sicherlich nicht mit dem eines Profi-Athleten vergleichen. Alles in deren Leben ist gerade darauf ausgerichtet, Höchstleistungen zu erbringen. Sponsoren und das Umfeld tun alles, um ihnen den „kontrastreichen Lebensstil“ aus Training und Auszeiten zu ermöglichen.

Doch auch wenn wir nicht diesen Luxus haben, haben wir doch ein großes Mitbestimmungsrecht, was die eigene Lebensplanung anbelangt. Jeder kann für sich versuchen, den uns vorbestimmten Lebensrhythmus wieder zu finden. Denn auch in unserem Alltag finden wir Phasen der Aktivität und Phasen der Ruhe vor. Wir wissen nur nicht, wie wir von diesen sinnvoll Gebrauch machen sollen.

Wenn wir arbeiten und uns konzentrieren sollen, dann tun dies viele halbherzig. Nebenbei werden noch Emails oder Telefonanrufe beantwortet, das Smartphone auf die neusten Neuigkeiten gecheckt, etc. Multitasking aber verhindert, dass wir uns voll und ganz auf eine vor uns liegende Aufgabe konzentrieren können.

Wir sind zwar „aktiv“ und „beschäftigt“, aber wir bleiben hinter unserem Leistungspotential zurück. Nicht anders verhält es sich mit unserem „Erholungsverhalten“.

Die Fähigkeiten zur Ruhe und zur Muse sind zu verlorengegangenen Fähigkeiten  geworden.

Wir sind abhängig von Aktivität. Wir fühlen uns unwohl, sind wir plötzlich alleine mit uns und unseren Gedanken. Der gegenwärtige Moment wird zu einer Belastung, die wir mit Geschäftig sein vertreiben wollen. Wir haben Probleme damit, einfach nur „zu sein“. Und so multitasken wir auch in unserer Freizeit. Wir benebeln uns mit äußeren Stimuli. Von Social Media, Serien und anderen Ablenkungen lassen wir uns vorgaukeln, dass dies wahre Entspannung sei.

Und so wird „Nichtstun“ zu einer Utopie, die mit dem modernen Lebensstil nicht vereinbar ist.

Wir verpassen damit aber die Möglichkeit, aktiv zu regenerieren und damit unsere Leistungsfähigkeit zu steigern.

Die Arbeitsgewohnheiten der meisten von uns mögen dank Multitaskings nicht optimal sein. Noch seltener aber trifft man auf jemanden, der zu „guter Ruhe“ fähig ist. Kaum jemand sucht diese Momente bewusst, ziel- und zweckgerichtet.

Unser moderner Alltag konfrontiert uns mit einer hohen Stressbelastung. Dieser Umstand erfordert es aber, dass wir uns Auszeiten nehmen, um neue Kraft zu schöpfen.

Mit einem zweiwöchigen Urlaub einmal im Jahr wird dem nicht genüge getan. Ruhe muss ein integraler Bestandteil des Lebens sein. Der Fähigkeit, Energie zu tanken, indem man „Ruhe“ praktiziert, sollte einen hohen Stellenwert im eigenen Leben eingeräumt werden.

Folgende Methoden der Ruhe stehen dir zu Verfügung:

  • Schlaf
  • Meditation
  •  Muße

Wie steht es um deine Schlafhygiene?

Hast du bewusste Momente des Innehaltens in Form von Meditation in deinen Alltag?

Gestaltest du deine Freizeit aktiv oder lässt du dich passiv von äußeren Stimuli berieseln?

Im nächsten Blog Beitrag wird Gastautor Luis von notadiet aufklären, warum Schlaf so wichtig für unsere Gesundheit ist.

Danach werde ich mich eingehender mit den anderen Methoden der Ruhe befassen.

  1. Anja Leitz, Better Body, Better Brain, S.41
  2. Anja Leitz, Better Body, Better Brain, S.42

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