Auf der Suche nach dem Glück…

Ein Blick in die Buchhandlungen und auf die Bestsellerlisten zeigt: nichts beschäftigt die Menschen derzeit mehr als die Suche nach dem Glück, dem Streben nach Zufriedenheit. Doch trotz dieser Fülle an Ratgebern stellt sich dieses Glücksempfinden bei den wenigsten ein. Wieso ist das so? Gibt es eine Möglichkeit, dies zu ändern?

Was unsere Gene wollen

Zunächst muss gesagt werden, dass es nicht unserer genetischen Programmierung entspricht, „glücklich“ zu sein. Unsere Gene haben nicht im Sinn, uns zu solchen Handlungen anzuweisen, die ein solch einen Gemütszustand als Ziel haben. Vielmehr sind sie bestrebt, unser Überleben zu sichern. Es hat sich evolutionär gezeigt, dass es dazu förderlicher ist, sich der drohenden Gefahren um einen herum bewusst zu sein, als völlig entspannt den Augenblick zu genießen. Wenn wir uns gewahr sind, was alles Schlechtes passieren kann, sind wir dem gegenüber gewappnet. So musste sich ein Steinzeitmensch bspw. eher mit der Frage auseinandersetzen, was er gegen ein drohendes Gewitter tun könne, sofern er über keinen geeigneten Rückzugsort verfügte, als sich darüber zu erfreuen, dass gerade die Sonne scheine. Die Fähigkeit, solch negativen Ereignisse antizipieren zu können, haben uns Menschen geholfen, uns dorthin zu entwickeln, wo wir jetzt sind. Gewitter bereiten uns kaum noch Kopfzerbrechen und die wenigsten von uns sehen sich angesichts moderner Errungenschaften existenzieller Probleme bedroht. Dennoch gelingt es uns äußerst selten, ein glückliches Leben zu führen.

So haben sich also die Umstände geändert, doch ist die genetische Programmierung dieselbe geblieben. Wir neigen dazu, pessimistisch zu sein. Zu dieser Haltung gesellt sich der Umstand, dass es oft weiteraus mehr schlechte als gute Dinge gibt, die geschehen können und wir demnach unsere Aufmerksamkeit auf erstere konzentrieren. Nehmen wir das Beispiel Gesundheit: neben dem einen guten Ereignis, nämlich gesund zu sein, kommen unzählige schlechte in Form von verschiedenen Krankheiten, Gebrechen, etc.

Ich sehe das, was ich nicht habe…

Weiterhin führt das Verhalten, sich selbst und seine Umstände mit denen anderer zu vergleichen, ebenfalls dazu, dass wir unglücklich sind. Auch diese Verhaltensweise war mit evolutionären Vorteilen verbunden, da stets derjenige seine Stellung, sein Leben verbessern konnte, der nach seinem eigenen Vorteil strebte und versuchte, andere zu übertreffen. Heutzutage ist jedoch auch diese manische Suche nach eigenen Vorteilen obsolet geworden, hängt unser eigenes Überleben nicht mehr davon ab. Dennoch können sich die wenigsten davon freimachen, sich ständig damit zu vergleichen, was andere sind und andere haben. Ein Umstand, der diese Haltung fördert ist sicher das Aufkommen und die Nutzung sozialer Dienste. Über Facebook, Instagram und Co. eröffnen sich die Möglichkeiten, sich und sein Leben darzustellen und zu präsentieren. Natürlich ist klar, dass sich der Darsteller dabei regelmäßig von seiner besten Seite zeigt und nur die Aspekte seines Lebens teilen möchte, die gelungen sind. Indem wir unsere Zeit damit verbringen, uns durch die Accounts und Bilder dieser Menschen zu klicken, vergleichen wir automatisch das was wir sehen mit dem was wir haben, was wir sind. Wir fühlen uns kleiner als wir sind, hätten gerne das, was wir gerade bei anderen gesehen haben.

Sofern wir selbst zu denen gehören, die regelmäßig Dinge in sozialen Diensten teilen mit dem Ziel, Anerkennung in Form von „likes“ und „Followern“ zu erhalten, machen wir uns zudem von dieser Art der Bestätigung abhängig. Abhängigkeit jedoch, egal in welcher Form sie auftaucht, ist eine Art, Unglücklichsein zu fördern.

Nun haben wir ein paar Dinge durchleuchtet, die uns davon abhalten, glücklich zu sein. Die entscheidende Frage ist aber, wie kann man diesen Fällen, seien sie aufgrund genetischer oder kultureller Programmierung, entgehen?

Count your blessings – das Dankbarkeitstagebuch

Eine kleine, aber wirksame Methode ist es, sich in Dankbarkeit zu üben. Das klingt profan, doch hat sich das Führen eines sogenannten Dankbarkeitstagebuchs als äußert hilfreich erwiesen, glücklicher und zufriedener durch den Tag zu gehen. Alles was man dazu benötigt ist ein kleines Notizbuch, das man am besten neben dem Bett aufbewahrt und jeweils 5 Minuten am Morgen und am Abend. Diese beiden Zeitpunkte eignen sich für diese Praxis am besten, da man sich somit morgens mit guten Gedanken auf den Tag einstellen kann und abends die Gelegenheit hat, sich darauf zu besinnen, was der Tag Gutes mit sich gebracht hat. So stellt man sich am Morgen nach dem Aufwachen die Frage, für welche drei Dinge man heute dankbar sein kann. Dabei ist es egal, wie trivial die Antwort ausfallen mag: man kann dankbar sein für sein weiches, bequemes Bett, seine Gesundheit, seine Freunde, den morgendlichen Kaffee, etc. Dann überlegt man sich, welche drei Dinge den heutigen Tag großartig machen könnten. Hier sollte man Dinge nennen, die man selbst unter Kontrolle hat, also statt „es wäre großartig, wenn die Sonne schiene“ bspw. „es wäre großartig, wenn ich einen kleinen 15minütigen Spaziergang in meiner Pause unternehmen würde, egal wie das Wetter ist“. Dann startet man in den Tag. Am Abend nimmt man sich das Notizbuch ein weiteres Mal vor und überlegt sich, welche drei Dinge heute besonders schön waren. Auch das können kleine Dinge, Gesten sein, wie „der Kassierer an der Kasse hat mich angelächelt“, „das Abendessen war lecker“, usw.

Wie gesagt: diese Methode klingt zu einfach, um wahr zu sein. Dennoch belegen Anekdoten und Studien deren Wirksamkeit.[1][2] [3] [4]

„Nicht die Glücklichen sind dankbar. Es sind die Dankbaren, die glücklich sind.“ – Francis Bacon

Ich selbst habe mir bereits ein Tagebuch neben das Bett gelegt und bin bereit, dieses Projekt in Angriff zu nehmen. Wie sieht es bei dir aus? Bist du bereit, es ebenfalls auszuprobieren? Was hast du zu verlieren außer vielleicht ein wenig an schlechter Laune…

 

 

  1. [1] http://www.psy.miami.edu/faculty/mmccullough/gratitude/Emmons_McCullough_2003_JPSP.pdf
  2. [2] http://psycnet.apa.org/journals/ccp/83/1/177/
  3. [3]https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16045394
  4. [4]https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/12585811

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