Warum ich kein Brot esse…

Ich habe mich dafür entschieden, Getreideprodukte weitestgehend aus meinem Ernährungsplan zu streichen. Bei vielen meiner Mitmenschen stößt dies auf Unverständnis oder Konfusion und oft werde ich gefragt, was ich denn dann überhaupt noch esse. Daher möchte ich hier mit einigen Vorurteilen oder Fehlannahmen aufräumen und meine Beweggründe schildern, die mich zu diesem Schritt bewogen haben.Gerade als Sportler hört man ja oft, wie wichtig Kohlenhydrate für die optimale Leistungsfähigkeit seien. So war auch ich ein großer Nudeljunkie und legte Wert darauf, täglich größere Mengen an Getreideprodukten zu mir zu nehmen. Irgendwann stieß ich auf die sogenannte „Paleo Bewegung“ (auch als „Steinzeiternährung“ bekannt) und mein Weltbild wurde bzgl. der Ernährung in ihren Grundfesten erschüttert.

Plötzlich sollte es nicht mehr gesund sein, Getreide zu verzehren?!

Trotz anfänglicher Skepsis, gab ich dieser Art der Ernährung eine Chance und verzichtete eine Zeitlang auf Brot, Müsli, Nudeln und Co. Die erste Zeit war natürlich nicht gerade angenehm; Meine Gedanken kreisten darum, wie ich das Fehlen dieser Nahrungsquelle kompensieren könnte und ich hatte Angst, Leistungsfähigkeit einzubüßen. Nach einer gewissen Eingewöhnung zeigte sich, dass es in der Praxis leichter war als gedacht, Getreide durch andere Lebensmittel zu ersetzen und auch bzgl. meiner Leistungsfähigkeit stellte sich das Gegenteil ein. Ich war weniger müde, hatte weniger Gelenk- und Muskelschmerzen, das Gefühl schneller zu regenerieren.

Gene wie in der Steinzeit?

Wissenschaftliche Studien und Erkenntnisse untermauerten, was ich selbst am eigenen Leib erfuhr: wir Menschen sind nicht dazu geschaffen, Getreide in rauen Mengen zu uns zu nehmen! Evolutionstechnisch gesehen, befinden wir uns noch auf dem Stand eines Steinzeitmenschen. Diese Form der Ernährung, auch „Steinzeiternährung“ genannt, propagiert, dass der Mensch auch in modernen Zeiten die Lebensmittel verzehren sollte, an die er evolutionstechnisch am besten angepasst sei. Millionen Jahre evolutionärer Anpassung stehen nur wenige tausend Jahre Landwirtschaft und eine noch geringere Zeitspanne an Industrialisierung gegenüber. Die Annahme lautet also, dass sich unser Erbgut kaum, unsere Lebens- und Essgewohnheiten sich hingegen sehr verändert hätten, was unserer Gesundheit abträglich sei.

Problemstoffe in Getreide

Getreide, besonders Roggen und Weizen, enthält eine Reihe an Problemstoffen, die dem menschlichen Körper bei dauerhaftem und übermäßigen Verzehr schaden können.

Lektine

Die in den Getreidepflanzen enthaltenen Lektine bspw. dienen eigentlich zum Schutz vor Schädlingen. Beim Menschen können diese jedoch an körpereigenen Strukturen andocken und diese schädigen. Der Körper wird nämlich versuchen, sich gegen diese zu wehren, sobald sie ins Blut und an die Organe gelangt sind, und greift die Lektine, mithin aber auch das körpereigene Gewebe an. Folge können Krankheiten wie Arthrose, Rheuma, Alzheimer, MS, Herzinfarkte, Autoimmunkrankheiten, Diabetes und Krebs sein. [1]

Phytinsäure

Weiterhin bindet sich die im Getreide enthaltene Phytinsäure an Mineralien und macht diese somit für den Menschen unbrauchbar, was zu einem Nährstoffmangel führen kann (Getreide selbst enthält so gut wie keine Nährstoffe). Durch Säuerung kann ein Abbau der Phytinsäure erreicht werden, weshalb Getreideprodukte auf Sauerteigbasis (am besten aus Dinkel oder Hafer) vorzugswürdig wären.[2] [3]

Gluten

Getreide enthält außerdem das Klebereiweiß „Gluten“, was nicht nur für Zöliakie Patienten problematisch ist, sondern auch bei gesunden Menschen zu einer erhöhten Darmbelastung und Entzündungsreaktionen führen kann.[4]

Exorphine

Zudem sind in Getreide exorphine Substanzen enthalten, welche eine Morphinreaktion im Körper auslösen können. Gliadin wird dabei normalerweise durch ein spezielles Enzym im Darm gespalten. Wenn nicht, dann entsteht die Substanz Gliamorphin, die strukturelle Ähnlichkeit zu Morphium aufweist und im Gehirn an Opiatrezeptoren andocken kann. Morphin hat zudem eine lähmende Wirkung auf den Darm, was zu starken Verstopfungsbeschwerden führen kann. Besonders Personen, die an Autismus oder Schizophrenie leiden, haben häufig Antikörper gegen Gliadin. [5] [6]

All dem mag man nun entgegenhalten, dass es der Ackerbau und die Aufnahme von Getreideprodukten waren, die dafür sorgten, dass sich der Mensch derart ausbreiten und fortentwickeln konnte. Diese Argumente sind auch stichhaltig: im Gegensatz zur Steinzeit, in der es einfach deutlich weniger Menschen auf dem Planeten gab, ist es mit explodierenden Bevölkerungszahlen nicht mehr möglich, die Menschheit mit gejagten oder gesammelten Nahrungsmitteln zu ernähren. Getreide hingegen lässt sich einfach und kostengünstig anbauen und kann eine große Menge an Menschen ernähren. Nicht umsonst wird Getreide auch in der Mastindustrie eingesetzt, um die Tiere schnell zu Schlachtreife zu bringen. Getreide ist omnipräsent. So liefern Getreideprodukte über 60% der auf der Welt konsumierten Kalorien![7]

Aber: nicht alles was funktioniert, muss auch gut und gesund sein!

Ich für meinen Teil fühle mich besser, wenn ich Getreideprodukte in meiner Nahrung reduziere, verdamme allerdings niemanden, der dies nicht tut. Ich denke, dass hier wie bei vielem die Dosis das Gift macht: morgens Müsli, mittags Nudeln und abends Brot. Bedenkt man, dass wir für solch eine Fülle an Getreide nicht gemacht sind und nimmt man den Umstand hinzu, dass wir uns kaum noch bewegen, ist es kaum verwunderlich, dass dieser Lebensstil zu gesundheitlichen Problemen führen kann.

Es gibt viele Menschen, die ebenfalls eine solche Ernährungsphilosophie verfolgen, allerdings auf Lebensmittel zurückgreifen, die Getreide imitieren sollen – dank der immer populärer werdenden Paleo-Bewegung sind findige Unternehmen darauf gekommen, Produkte zu schaffen, die „wie Getreideprodukte aussehen und schmecken“ sollen, ohne deren negativen Nebenwirkungen zu enthalten – Brot und Nudeln aus Reis-, Kichererbsenmehl, Kuchen auf Mandelmehlbasis, etc. Aus meiner Sicht sind solche Produkte besser als solche aus Getreide, aber das Problem wird hier nur verschleiert: mein Anliegen ist es, eine Ernährung zu praktizieren, die möglichst unkompliziert und so natürlich wie möglich ist. Nudeln aus Reismehl bspw. erfüllen diese Anforderungen meiner Ansicht nach nicht, da es sich auch hier um Produkt handelt, das künstlich hergestellt werden muss, um es für uns Menschen genießbar zu machen.

Was kommt statt dessen auf den Teller?

Was ich denn stattdessen esse, ist dann die Frage, die mir als nächstes gestellt wird. Ich versuche meine Ernährung so zu gestalten, möglichst solche Nahrungsmittel zu konsumieren, die keinen bis geringen Verarbeitungsgrad erfahren haben.

Der Ernährungswissenschaftler Michael Pollan hat dies treffend formuliert als er sagte, man solle sich bei der Auswahl seiner Nahrungsmittel daran halten, nichts zu konsumieren, was die Urgroßmutter nicht als Lebensmittel erkannt hätte und was Zutaten enthält, die einem unbekannt und unaussprechlich wären.

Getreideverzicht bedeutet zudem nicht gleichzeitig Verzicht auf Kohlenhydrate. Die Quellen dafür sind bei mir einfach andere. Statt Brot, Nudeln, Pizza und Co., welche auf Getreide basieren, esse ich viel Wurzelgemüse (Karotten, Kartoffeln, Süßkartoffeln, Kürbis) aber auch Reis oder andere Pseudogetreide wie bspw. Hirse. Zudem sind Gemüse, ausreichend Protein sowie Fette ein integraler Bestandteil meiner Nahrung. Auch genieße ich ab und an eine Pizza, eine Portion Nudeln oder ein Stück Kuchen. Das stellt für mich allerdings eine Ausnahme dar. Für mich funktioniert diese Art der Ernährung und ich habe nicht das Gefühl, mir fehle etwas. Niemand muss das jedoch genauso handhaben wie ich und ich möchte niemanden missionieren.

Vielleicht aber bringen dich diese Zeilen und mein Bekenntnis dazu, deine Ernährungsgewohnheiten kritisch zu beleuchten und dich zu hinterfragen, welche Lebensmittel dir gut, welche dir weniger gut tun.

Über deine Erfahrungen und Gedanken würde ich mich in den Kommentaren freuen!

  1. [1] Freed, D.L. „Lectins in food: their importance in health and disease“. Journal of Nutritional Medicine, 1991; 2:45-64]; [https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/10884708
  2. [2] Bohn, L., Meyer, A.S. & Rasmussen, S.K. J. Zhejiang Univ. Sci. B (2008) 9: 165. doi:10.1631/jzus.B0710640: http://link.springer.com/article/10.1631%2Fjzus.B0710640
  3. [3] Nielsen, M.M., Damstrup, M.L., Thomsen, A.D. et al. Eur Food Res Technol (2007) 225: 173. doi:10.1007/s00217-006-0397-7: http://link.springer.com/article/10.1007/s00217-006-0397-7
  4. [4]Hadjivassiliou, M.: Gluten sensitivity: from gut to brain, Lancet Neurol. 2010 Mar;9(3):318-30. doi: 10.1016/S1474-4422(09)70290-X. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20170845
  5. [5] Huebner FR, Lieberman KW, Rubino RP, Wall JS., Demonstration of high opioid-like activity in isolated peptides from wheat gluten hydrolysates,Peptides. 1984 Nov-Dec;5(6):1139-47. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/6099562
  6. [6] Trivedi MS, Shah JS, Al-Mughairy S, Hodgson NW, Simms B, Trooskens GA, Van Criekinge W, Deth RC., Food-derived opioid peptides inhibit cysteine uptake with redox and epigenetic consequences, J Nutr Biochem. 2014 Oct;25(10):1011-8. doi: 10.1016/j.jnutbio.2014.05.004 https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25018147
  7. [7] Worm, Dr. Nicolai: Syndrom X, Kap.14, S. 105

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4 Replies to “Warum ich kein Brot esse…

  1. Hallo Kathrin! Ich stimme dir vollständig zu. Letztes Jahr habe ich auf Getreide verzichtet, habe viel abgenohmen und fühle mich woh. Am Anfang war es schwer, aber jetzt bin ich mit den Ergebnissen sehr zufrieden.Ich habe nicht nur die Ernährungsgewohnheiten geändert, sondern auch meine Lebensweise. Vielen Dank für diesen wirklich wertvollen Artikel!

    1. Hallo Tobias, vielen Dank für deinen Kommentar und das Lob 😉 Es freut mich, dass du die positiven Effekte des Getreideverzichtes am eigenen Leib erfahren konntest. Vielleicht magst du noch kurz darauf eingehen, was du unter „Veränderung deiner Lebensweise“ verstehst. Das könnte in dem Zusammenhang interessant sein!

      1. Hey Kathrin, mit der veränderten Lebensweise meinte ich meine Gewohnheiten. Ich habe mich viel mit Ernährung beschäftigt und meine Ernährung dann umgestellt auf eine ketogene Lebensweise – also sehr wenig Kohlenhydrate und das in Kombination mit Intervallfasten. Dadurch bin ich irgendwie viel konzentrierter bei Projekten und bei der Arbeit und man fühlt sich auch viel energiegeladener. Das ist schon komisch, denn früher dachte ich immer, ich brauche unbedingt Kohlenhydrate um zu „funktionieren“. Doch genau das Gegenteil ist der Fall! Auch beim Sport merke ich das extrem. Früher dachte ich, ich muss unbedingt Nudeln vor dem Sport essen 😀 Doch wenn der Körper erst einmal „fat-adapted“ ist und sich umgestellt hat (Fett als Energiequelle nutzt, und nicht mehr die Glukose/Kohlenhydrate), dann ist man auch beim Sport sehr Leistungsfähig. Dadurch hat sich mein ganzes Lebens sozusagen gewandelt 🙂

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