Nachtrag: Freude am Sport

In meinem letzten Artikel habe ich mich darüber ausgelassen, dass ich ein Problem darin sehe, dass viele Menschen ihren Sport nur ausüben, da sie das das Gefühl haben, sie seien dazu verpflichtet, um sich dadurch gesünder und fitter zu fühlen oder weil es gerade der Mode entspricht, dies zu tun. Ich plädierte dafür, die Ausübung des Sportes als „optimale Erfahrung“ zu erleben, indem die Tätigkeit ihrer selbst willen erfolgt.Dabei habe ich vielleicht zu der irrigen Annahme verleitet, dass diese Handlungen einfach so verrichtet würden, mithin ziellos wären.Doch genau das Gegenteil ist der Fall. Um wahre Freude an etwas zu haben, ist es wichtig, dass man etwas tut, bei dem realistische Ziele verfolgt werden und die bestehenden Fähigkeiten den Handlungsmöglichkeiten entsprechen.

Was meine ich damit?

Freude statt Vergnügen

Zunächst sind die Emotionen Freude und Vergnügen voneinander zu abstrahieren: nur eine solche Tätigkeit, die Freude auslöst, führt zu Nachhaltigkeit, nämlich dazu, dass das eigene Selbst wachsen kann, wohingegen Vergnügen ein vorübergehendes Gefühl darstellt und in der Regel Bedürfnisse des Körpers stillt.

Nehmen wir als Beispiel das Essen einer Mahlzeit: sofern ich meinem Bedürfnis folge, Hunger zu stillen, erfahre ich Vergnügen, egal was ich zu mir nehme. Bereite ich jedoch sorgfältig zu, was ich gleich verspeisen werde und genieße ich beim Essen die unterschiedlichen Geschmacksnuancen, wird mir das wahrscheinlich Freude bereiten und Lust darauf machen, mich in Zukunft an andere Kreationen zu wagen.

Ein gewaltiger Unterschied, ob ich etwas aus Vergnügen oder aus Freude tue, liegt darin, dass für letzteres erforderlich ist, dass man sich der Tätigkeit mit ungewöhnlicher Aufmerksamkeit nähert und seine Energien darin investiert, Ziele zu erreichen, die eine gewisse Herausforderung darstellen. Zurück zum Beispiel mit der Mahlzeit: der Burger vom Fastfood Laden erfordert im Gegensatz zu einer selbstgemachten Frikadelle wenig Aufmerksamkeit. Die Herausforderung besteht lediglich darin, die richtige Bestellung aufzugeben, wohingegen beim Akt des Selbstkochens die Auswahl der richtigen Zutaten und ein Rezept nötig sind, welches dann in die Tat umgesetzt werden muss.

Damit mir eine „optimale Erfahrung“ widerfährt muss ich eine Tätigkeit folglich so gestalten, dass sie mir Freude bereitet.

Schritte hin zu einer „optimalen Erfahrung“:

Ich suche mir ein Gesamtziel, das ich erreichen möchte, welches ich in kleinere Unterziele aufteile, die so realistisch wie nur möglich sind. Um zu wissen, dass man sich auf dem richtigen Weg befindet, ist es wichtig, Rückmeldung zu erhalten, was das eigene Tun anbelangt. Ich suche also nach Methoden, um meinen Fortschritt messen zu können.

Die absolute Konzentration auf das Tun ist entscheidend: Handeln und Bewusstsein fließen zusammen, indem der Tätigkeit die volle Konzentration zukommt, man selbst ist nicht getrennt von dem, was man tut. Um in der Küchen-Metapher zu bleiben: Der Grund des Kochens liegt dann im Kochen selbst, nicht darin, den Hunger zu stillen – dafür gäbe es profanere Mittel.

Dazu muss ich mich in die Lage versetzen, mir die Fähigkeiten anzueignen und sie zu entwickeln, die für diese Tätigkeit notwendig sind. Um mir also selbst einen Burger zubereiten zu können, muss ich wissen, welche Zutaten ich dafür benötige und wie diese dafür verwendet werden.

Sofern ich die Aktivität derart gut beherrsche, dass sie langweilig zu werden droht, setze ich die Messlatte höher und mir selbst damit neue Ziele. Statt eines Burgers bereite ich das nächste Mal ausgefallenere Gerichte zu und probiere mich an neuen Rezepten und Zutaten.

Dieser hier beschriebene Prozess ist auf vieles anwendbar, selbst auf banalste und scheinbar langweilige Akte des Alltagslebens.

Sport und „Flow“

Sportliche Tätigkeiten bieten jedoch meist eine Herausforderung und daher ist es leichter, diese Prinzipien beim eigenen Training anzuwenden. Beim Sport sollten wir also so an die Sache herangehen, dass wir bestrebt sind, eine Sache besser zu machen als zuvor.

Die Tätigkeit wird dann nicht einfach nur zu etwas, dass man tun muss, sondern kann Freude bewirken. Denn Freude hängt nicht davon ab, WAS man tut, sondern WIE man es tut.

Meine eigenen Erfahrungen

Um bei meinem eigenen Training der Monotonie vorzubeugen, versuche ich, mir ständig neue Herausforderungen zu setzen. Ich absolviere z.B. in einer meiner Trainingseinheiten für ein bestimmtes Zeitintervall von 15 bis 30 Minuten abwechselnd so viele Klimmzüge und Liegestütze wie möglich. Mein Ziel ist es, dabei immer besser zu sein als das Mal davor. Ich konzentriere mich bei der Ausübung darauf, dass meine Technik stimmt und höre in meinen Körper hinein, wie anstrengend sich die Bewegung dieses Mal anfühlt und welche Muskeln heute besonders darauf ansprechen. Indem ich die Satzanzahl oder die einzelnen Wiederholungen innerhalb der Sätze erhöhe, habe ich ein direktes Feedback, ob ich mich steigern konnte oder nicht. Sollte ich an ein Plateau stoßen, bei dem eine Steigerung nicht mehr möglich sein sollte, so werde ich die Übungen anpassen und andere Varianten ausüben. Auf diese Art und Weise kann ich mich immer aufs Neue zum Training motivieren und habe das Gefühl, etwas zu tun, das mich erfüllt und ich nicht nur Zeit absitze.

Ich hoffe, ich konnte mit diesen Ausführungen und Ergänzungen zu vorherigem Artikel ein wenig mehr Klarheit in das Prinzip des „Flow“ bringen.

Von deiner Meinung und Erfahrungen, wie du dein Training herausfordernd gestaltest, würde ich gerne in den Kommentaren lesen!

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