Ende der Schonzeit

Wir schonen uns zu Tode

Unsere moderne Lebensweise bringt unbestreitbar viele Annehmlichkeiten mit sich. Wir müssen nicht mehr harte körperliche Arbeit verrichten, um genug zu essen zu haben, wir müssen nicht kilometerlange Märsche auf uns nehmen, um von Punkt A zu Punkt B zu gelangen. Wir leben länger und genießen in den meisten Fällen ein komfortables Leben.
Aber sind wir deswegen glücklicher oder gesünder als vor der Zeit, in der die moderenen Errungenschaften Einzug in unser Leben erhielten? 

Zunahme an Zivilisationskrankheiten

Wenn man die Zahl derer, die an Übergewicht leiden, als Maßstab nimmt und die steigende Rate an Zivilisationskrankheiten betrachtet, so kann man doch Zweifel daran hegen, dass diese „moderene Lebensweise“ nur Gutes mit sich bringt.

Schon der Ausdruck „Zivilisationskrankheit“ ist ein Euphemismus an sich: Die „geformte und durchdachte Ordnung des sozialen Lebens in Staat und Gesellschaft“ (wie Zivilisation laut Lexikon definiert wird) führt also dazu, dass wir an Krankheiten leiden, die unsere Vorfahren noch nicht kannten, wie bspw. Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Autoimmunkrankheiten, Stoffwechselstörungen, Karies, steigende Krebsraten…

Müssen wir uns also darauf einstellen, ein Leben zu leben, wie es

Voltaire bereits im 18 Jhd. prognostizierte:

„In der ersten Hälfte unseres Lebens opfern wir unsere Gesundheit, um Geld zu verdienen. In der anderen Hälfte opfern wir unser Geld, um die Gesundheit wiederzuerlangen“

Oder gibt es Möglichkeiten, diese Abwärtsspirale aufzuhalten ohne wieder in einer prä-industriellen Gesellschaft leben zu müssen?

Wir entwickeln uns zu einer bewegungslosen Gesellschaft

Was sind die Gründe dafür, dass wir immer dicker und immer ungesünder werden?
Wir entwickeln uns immer mehr zu einer „bewegungslosen Gesellschaft“. Unsere Körper werden immer mehr zu Hüllen, die unsere Organe in sich tragen. Wir sitzen den Großteil des Tages auf Stühlen, in Autos, Bussen, Bahnen, auf Sofas, an Schreibtischen. Es ist nicht nötig, Muskelkraft aufzuwenden, um unseren Alltag zu bestreiten. Dazu kommt die Allverfügbarkeit an Nahrungsmitteln, die zudem zum Großteil industriell hergestellt werden und meist Unmengen an Salz, Zucker und Zusatzstoffen enthalten. Wir müssen keine eigenen Anstrengungen leisten, um an Nahrung zu gelangen. Meist wird die Mahlzeit zudem nicht nach dem Hungergefühl, sondern nach der Uhrzeit (13h Mittagspause) eingenommen.

Dieser Alltag unterscheidet sich deutlich von dem, wie unsere Vorfahren den ihrigen gestalteten. Man muss nicht in das Extrem gehen und die Steinzeitbewohner als Vergleich nehmen. Noch vor 50 Jahren hatte nicht jeder ein Auto. Um von Punkt A nach Punkt B zu kommen, musste man laufen, mit dem Rad fahren, war auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen. Nicht jeder Haushalt verfügte über ein Fernsehgerät, einen Computer oder eine Spielkonsole. Die Freizeitbeschäftigung konnte folglich nicht aus „Binge-Watching“ von TV-Serien, stundenlangem Surfen im Internet oder Playstation-Spielen bestehen. Man war gezwungen, sich andere Beschäftigungen zu suchen, raus zu gehen, um Fußball, Fangen oder ähnliches zu spielen. Es wird also deutlich, dass Bewegung noch vor 20, 30 Jahren prominenter war, als es nun der Fall ist.
Auch was die Nahrungsaufnahme anbelangt, war das Angebot an „convenience und fast food“ nicht derart überrepräsentiert wie heute.

All diese Faktoren führen dazu, dass wir immer mehr ein „künstliches Leben“ fernab der Dinge führen, die uns Menschen ausmachen: Körper und Geist als Einheit zu nutzen, Nahrung als das betrachten, was deren originäres Ziel sein sollte, nämlich uns mit „Nährstoffen“ zu versorgen, damit wir dadurch unsere Körpersubstanz aufbauen und ständig regenerieren können. Das Leben sollte nicht derart gestaltet sein, dass Essen uns krank macht und wir unsere Körper verkümmern lassen.

Ein Ende der Schonzeit

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Wie können wir das in unserer modernen Welt erreichen? Wir müssen aufhören, uns zu Tode zu schonen. Wir sollten täglich unseren Körper fordern, indem wir mehr Bewegung in unseren Alltag implementieren und indem wir anfangen, auf seine Signale zu hören. Habe ich wirklich Hunger oder esse ich nur, weil die Uhr sagt, es sei Mittagspause? Muss ich wirklich nach der Arbeit, nach der Schule weitere Stunden auf dem Sofa sitzen und Tv schauen oder kann ich meinem Körper nicht ein wenig von dem geben, was er braucht, nämlich Bewegung und gehe ich statt dessen eine halbe Stunde spazieren?

Zugegeben, ist es nicht immer leicht, diese Vorhaben in unserem durchgetakteten Alltag zu bewerkstelligen. Aber wir sind alle keine fremdbestimmten Wesen, so dass es bereits ein erster Schritt sein kann, kleinste Veränderungen in unserem Lebensstil vorzunehmen.
Vielleicht erledige ich ein paar Einkäufe, Besorgungen mit dem Rad oder zu Fuß statt das Auto zu nehmen. Der Plausch mit der Freundin wird mit einem Spaziergang verbunden statt in einem Café zu sitzen. Ich kann mich öfter fragen, ob ich wirklich Hunger habe oder ob ich nur aus Gewohnheit esse. Ein Kochbuch oder ein Kochkurs kann mir dabei helfen, wieder mehr mit den ursprünglichen Lebensmitteln in Kontakt zu kommen statt Fertigprodukte zu kaufen. Und, und, und…

Wie gestaltest du dein Leben? Besteht es wie das des Großteils der Menschen aus Bewegungslosigkeit und Fast Food?
Welche Schritte kannst du unternehmen oder unternimmst du bereits, um mehr Bewegung zu integrieren und „richtige Nahrung“ zu dir zu nehmen?

Lass es mich in den Kommentaren wissen!

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